Was ist ein Lombardkredit?

Kurz und kompakt

  • Ein Lombardkredit ist ein Leihgeschäft, bei dem Kreditgeber kurzfristig einen Kredit gegen Verpfändung von Wertgegenständen gewähren. Möglich ist die Verpfändung von Bankguthaben, Wertpapieren oder auch Sachwerten.

  • Kreditnehmer behalten die wirtschaftliche Nutzung der Sicherheiten. Der Kreditgeber darf bei Zahlungsausfall jedoch darauf zugreifen und sie veräußern.

  • In der Regel erhalten Kreditnehmer nicht 100 Prozent des zu verpfändenden Vermögenswertes. Kreditgeber behalten eine Sicherheitsmarge ein.

Definition Lombardkredit

Lombardgeschäfte sind Leihgeschäfte, bei denen der Kreditgeber kurzfristig einen Kredit gegen die Verpfändung von Vermögenswerten gewährt. Als Sicherheiten dienen in der Regel Wertpapiere, Bankguthaben oder auch Sachwerte wie Edelmetalle.

Dabei bleiben die zu verpfändenden Sachen faktisch im Besitz des Kreditnehmers, gehen aber rechtlich in den Besitz des Kreditgebers über – das heißt, er kann im Falle eines Zahlungsverzugs oder bei ausbleibender Tilgung die Wertgegenstände veräußern.

Die Laufzeit eines Lombardkredits ist in der Regel kurz – üblich sind bis zu zwei Jahre. Er ermöglicht, kurzfristig Liquidität aufzubauen, ohne Vermögenswerte verkaufen zu müssen. Die Zinsen hängen dabei von Art und Werthaltigkeit der Sicherheiten ab. Je sicherer und besser verwertbar ein Verpfändungsgegenstand ist und je höher der Beleihungswert, desto niedriger der Zins. Als besonders sicher gelten Bankguthaben, da Kreditgeber das Geldvermögen notfalls direkt verwerten können.

Die häufigste Form des Lombardkredits ist der sogenannte Wertpapierkredit, oder auch Effektenlombardkredit. 

Für wen ist ein Lombardkredit geeignet?

Lombardkredite eignen sich sowohl für Unternehmen als auch Privatpersonen. Sie verfolgen in der Regel das Ziel, einen kurzfristigen privaten oder unternehmerischen Liquiditätsengpass zu überbrücken – ohne das eigene Vermögen direkt verkaufen zu müssen.

Das ist zugleich der große Vorteil: Die Vermögenswerte müssen nicht eingesetzt werden, verschaffen jedoch als Sicherheit mehr finanzielle Flexibilität. So profitieren Sie zum Beispiel bei Aktien weiterhin von Wertsteigerungen oder Dividenden, haben durch die Beleihung aber trotzdem Geld zur freien Verfügung. Ein Lombardkredit ist besonders lukrativ, wenn die erwartete Rendite der Vermögenswerte höher ausfällt als die Zinsen für den Kredit.

Kreditnehmer können einen Lombardkredit bei Banken und Geldinstituten beantragen. Dort sollten sie aktiv zu verpfändende Vermögenswerte ansprechen, deren Beleihungswert dann wiederum von den Kreditgebern ermittelt wird. Der Beleihungswert ist in der Regel der maximal mögliche Kreditbetrag, den Kreditnehmer in Anspruch nehmen können.

Beispiel: Wenn Sie ein Wertpapierdepot von 25.000 Euro verpfänden möchten, wird Ihnen Ihre Bank beispielhafte 30 Prozent als Sicherheit abziehen. Sie erhalten daher mit dieser Sicherheit einen maximalen Beleihungswert von 17.500 Euro. Das ist zugleich Ihr möglicher Kreditbetrag und Ihre Beleihungsgrenze.

Gut zu wissen

Der Name Lombardkredit leitet sich von der Lombardei als Herkunftsort ab. Dort war es schon im Mittelalter gang und gäbe, Kredite gegen Sicherheiten zu verleihen.

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Überblick über verschiedene Lombardkredit-Varianten

Lombardkredit-ModellKurzdefinition
EffektenlombardkreditWertpapiere wie Aktien, Anleihen oder Fonds als Sicherheit
Beleihungswert hängt von Risikoklasse der Wertpapiere ab, kann bis zu 80 Prozent des Kurswerts betragen
Häufig genutzt für kurzfristige Liquidität oder anderweitige Investitionen
WarenlombardkreditUnternehmen hinterlegen Waren als Sicherheit, wobei Traditionspapiere (z. B. Ladescheine) an die Bank übertragen werden
Meist zur Vorfinanzierung von Wareneinkäufen genutzt
Beleihungswert von maximal zwei Dritteln des Warenwerts
EdelmetalllombardkreditEdelmetalle wie Gold oder Silber als Pfand
Hauptsächlich in Pfandhäusern üblich
Beleihungswert von bis zu 80 Prozent des aktuellen Marktwerts des Edelmetalls
WechsellombardkreditWechsel (schuldrechtliche Urkunden) als Sicherheit
Wird ausschließlich von Kreditinstituten zur Refinanzierung genutzt und hat im allgemeinen Bankgeschäft kaum noch Bedeutung

Wie berechnet sich der Beleihungswert beim Lombardkredit?

Der Beleihungswert bestimmt, wie viel Kredit ein Anleger auf Basis seiner hinterlegten Vermögenswerte erhält. Er ergibt sich aus dem Marktwert der Sicherheiten multipliziert mit der Dezimalzahl, die das Risiko der Anlage widerspiegelt.

Typische Beleihungsfaktoren:

  • Aktien: Blue Chips 50 bis 70 %, Nebenwerte 30 bis 50 %, spekulative Werte 0 %
  • Anleihen: Staatsanleihen bis 100 %, Unternehmensanleihen 50 bis 80 %
  • ETFs & Fonds: Aktienfonds bis 80 %, Rentenfonds bis 85 %
  • Bankguthaben und Lebensversicherungen: bis zu 100 %

Optionen und Derivate haben in der Regel keinen nennenswerten Beleihungsfaktor, da ihre Werthaltigkeit schwer zu ermitteln ist.

Beispiel: Verschiedene Vermögenswerte mit unterschiedlichem Beleihungsfaktor führen zu einem gemischten Beleihungswert.

WertpapierMarktwertBeleihungsfaktorBeleihungswert
DAX-30-Aktien15.000 €70 %10.500 €
Ausländische Aktien10.000 €40 %4.000 €
Staatsanleihen5.000 €80 %4.000 €
Gesamt   30.000 € 18.500 €

Die maximale Kreditsumme beträgt in diesem Beispiel 18.500 Euro bei einem Wert von 30.000 Euro.

Höhe des Zinses beim Lombardkredit

Die Zinsen für einen Lombardkredit liegen in der Regel zwischen 3 und 8 Prozent pro Jahr. Sie hängen stark vom Referenzzinsniveau, der Qualität der Sicherheiten und der Bonität des Kreditnehmers ab. Hochwertige, wenig volatile Wertpapiere wie Staatsanleihen ermöglichen oft günstigere Konditionen (3 bis 5 Prozent). Spekulative Aktien oder Nebenwerte bringen hingegen höhere Zinsen (6 bis 8 Prozent).

Da sich die Zinsen meist am EURIBOR – also am Referenzzins für Bankgeschäft untereinander – oder dem EZB-Leitzins orientieren, schwanken sie je nach Marktlage. Wer eine günstige Finanzierung sucht, sollte daher eine niedrige Beleihungsquote wählen und möglichst sichere Wertpapiere als Pfand hinterlegen.

Risiken beim Lombardkredit

Ein Lombardkredit birgt Risiken, die berücksichtigt werden müssen, zum Beispiel den Verlust des verpfändeten Eigentums. Wenn Kreditnehmer ihren Tilgungs- und Zinsverpflichtungen nicht nachkommen, greift der Kreditgeber auf die Sicherheiten zurück. In diesem Fall verliert der Kreditnehmer seine Vermögenswerte.

Ein weiteres Risiko ist die Abhängigkeit des Kredits vom Marktwert der Sicherheiten. Sinkt der Wert der verpfändeten Wertpapiere, reduziert sich unter Umständen der Beleihungswert. Fällt dieser unter eine bestimmte Schwelle, verlangt die Bank in der Regel einen Nachschuss bei den Sicherheiten. Möglich ist auch ein Teilverkauf der Sicherheiten, um das Risiko für Kreditgeber zu reduzieren.

Außerdem kann es zu Zinserhöhungen aufgrund veränderter Marktbedingungen kommen. Ein Lombardkredit unterliegt den Referenzwerten im Geld- und Anleihemarkt. Sich verschlechternde Bedingungen wirken sich daher auf den Zins für Kreditnehmer aus. Im Härtefall kann dies dazu führen, dass eine Rückzahlung nicht mehr möglich ist – und der Kreditnehmer seine Sicherheiten verliert.

Vor- und Nachteile eines Lombardkredits

VorteileNachteile
Schnelle und unkomplizierte Verfügbarkeit: Der Kredit kann meist kurzfristig und ohne langwierige Prüfung bereitgestellt werden.Begrenzte Kredithöhe: Der Kreditbetrag entspricht nur einem Teil des Depotwerts, da Banken einen Sicherheitsabschlag berechnen.
Wertpapiere als einzige Sicherheit: Es sind keine zusätzlichen Sicherheiten oder Bürgschaften erforderlich.Kursrisiko: Sinkt der Wert der hinterlegten Wertpapiere, verringert sich auch der Beleihungswert.
Keine Schufa-Prüfung oder -Meldung: Die Aufnahme eines Lombardkredits hat keine Auswirkungen auf die Bonität des Kreditnehmers.Nachforderung von Sicherheiten: Bei starkem Wertverlust der Wertpapiere kann die Bank zusätzliche Sicherheiten verlangen oder den Kredit kürzen.
Günstigere Zinsen als Dispokredite oder Verbraucherkredite: Die Verzinsung ist in der Regel niedriger als bei anderen unbesicherten Krediten.Hohe Zinsen bei Überziehung: Wird der Kreditrahmen überschritten, können sehr hohe Zinsen anfallen.
Flexible Nutzung: Der Kreditnehmer zahlt nur Zinsen auf den tatsächlich in Anspruch genommenen Betrag.Nachschusspflicht möglich: In bestimmten Fällen muss der Kreditnehmer zusätzliches Kapital bereitstellen, um das Depot auszugleichen.
Quartalsweise Zinszahlung: Die Zinsen werden meist nur vierteljährlich fällig, was die laufende Belastung reduziert.Liquidation der Wertpapiere möglich: Falls Sicherheiten nicht ausreichen, kann die Bank die verpfändeten Wertpapiere verkaufen.

Gut zu wissen

Konzentrieren Sie sich bei der Beleihung eines Lombardkredits auf die werthaltigen Wertpapiere und Guthaben. Mit diesen Vermögenswerten können Sie den maximalen Kredit erhalten.

Alternativen zum Lombardkredit

Wer eine kurzfristige Finanzierung benötigt, aber die Risiken eines Lombardkredits lieber meiden will, hat Alternativen wie den klassischen Ratenkredit. Hier wird eine vereinbarte Darlehenssumme zu fixen Konditionen und mit fester Verzinsung in monatlichen Raten innerhalb einer vertraglich festgelegten Laufzeit zurückgezahlt. Im Gegensatz zum Lombardkredit benötigen Kreditnehmer keine Sicherheiten. Es erfolgt jedoch meist eine Bonitätsprüfung. Auch ein Schufa-Eintrag ist obligatorisch. Die Zinssätze sind oft höher als bei einem Lombardkredit. Dafür bietet der Ratenkredit bessere Planbarkeit durch regelmäßige Raten.

Eine flexiblere Alternative ist der Rahmenkredit, auch Abrufkredit genannt. Er funktioniert ähnlich wie ein Dispokredit, aber bietet in der Regel deutlich niedrigere Zinsen. Der Kreditnehmer erhält einen festgelegten Kreditrahmen und kann flexibel darauf zugreifen. Zinsen werden nur auf den in Anspruch genommenen Betrag gezahlt. Auch der Rahmenkredit verlangt in der Regel eine Bonitätsprüfung.

Für besonders kurzfristige Liquiditätsengpässe ist der Dispokredit eine temporäre Lösung. Er ist direkt mit dem Girokonto verbunden und erlaubt die Kontoüberziehung bis zu einem festgelegten Limit. Dispokredite sind sehr bequem, da keine separate Kreditbeantragung erforderlich ist. Allerdings zählen sie zu den teuersten Kreditarten mit oft zweistelligen Zinssätzen. Sie sollten daher langfristig gemieden werden.

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Andere Varianten von Lombardkrediten

Art des LombardkreditsDefinitionAbgrenzung zum klassischen Lombardkredit
Lombardkredit der ZentralbankenVon Zentralbanken an Geschäftsbanken vergebener Kredit, von Banken oder Geldinstituten sind Sicherheiten bei der Zentralbank zu hinterlegenAnders als beim klassischen Lombardkredit für Privatpersonen oder Unternehmen dient er der kurzfristigen Refinanzierung von Banken und beeinflusst die Geldpolitik.
WarenlombardkreditPhysische Waren als Sicherheit, oft Traditionspapiere wie LagerscheineDieser Kredit richtet sich vor allem an Unternehmen zur kurzfristigen Warenfinanzierung. Er ist im Gegensatz zum Wertpapierlombardkredit nicht für Privatpersonen gedacht.
WechsellombardkreditHandelswechsel als Pfand, wird meist von Banken zur Refinanzierung genutzt    Er unterscheidet sich vom klassischen Lombardkredit, da hier keine Wertpapiere oder Waren, sondern verbriefte Forderungen als Sicherheit dienen.

FAQs zum Lombardkredit

Ein Lombardkredit ist ein besicherter Kredit, bei dem Wertpapiere, Waren oder andere Vermögenswerte als Pfand hinterlegt werden. Ein klassischer Ratenkredit hingegen ist meist unbesichert. Er wird in festen monatlichen Raten zurückgezahlt. Der Lombardkredit ist flexibel nutzbar und wird oft als kurzfristige Liquiditätslösung verwendet. Der Ratenkredit eignet sich eher für Vorhaben, die eine langfristige Finanzierung erfordern.

Die Zinssätze beim Lombardkredit sind in der Regel günstiger als bei unbesicherten Krediten wie Dispokrediten. Grund für die günstigeren Konditionen sind die hinterlegten Sicherheiten. Die genaue Höhe hängt von der Bank, dem Pfandwert und den Marktbedingungen ab. Üblich sind Zinssätze von etwa 3 bis 8 Prozent p.a.

Zusätzliche Kosten können entstehen, wenn die Beleihungsgrenze überschritten wird, der Beleihungswert sinkt oder die Zinsen steigen. Die Höhe des Zinssatzes hängt auch vom Marktniveau ab, insbesondere von den Anleihe- und Bankzinsen.

Typische Sicherheiten sind liquide Wertpapiere wie Aktien, Anleihen oder Fonds. Je nach Bank sind auch Edelmetalle oder Waren als Pfand geeignet. Der Beleihungswert richtet sich nach der Sicherheit: Hochwertige Anleihen erhalten oft höhere Beleihungsquoten. Volatile und spekulative Aktien besitzen hingegen keinen nennenswerten Beleihungswert. Optionen und Derivate eignen sich gar nicht als Sicherheit.

Ein Privatkredit ist ein allgemeiner Begriff für Kredite an Privatpersonen, oft in Form von Ratenkrediten. Sie haben keine Sicherheiten als Teil des Kreditgeschäfts. Ein Lombardkredit hingegen ist ein speziell besicherter Kredit, bei dem Vermögenswerte als Pfand dienen. Dadurch ist er flexibler in der Rückzahlung, aber von den Wertrisiken der hinterlegten Sicherheiten abhängig.