Wenn die Wirtschaft nicht wächst und gleichzeitig eine Inflation herrscht, handelt es sich um eine Stagflation. Was dies für die Wirtschaft bedeuten kann, erfahren Sie hier.
Stagflation beschreibt eine ökonomische Ausnahmesituation, in der Inflation, Arbeitslosigkeit und Wachstumsstillstand zusammen auftreten.
Die Ursachen reichen von strukturellen Problemen und fehlerhafter Geldpolitik bis hin zu plötzlichen Angebotsschocks wie Energiepreissteigerungen.
Eine erfolgreiche Bekämpfung erfordert ein Zusammenspiel aus Geld-, Fiskal- und Strukturpolitik sowie soziale Ausgleichsmaßnahmen.
Wenn die Wirtschaft nicht wächst und gleichzeitig eine Inflation herrscht, handelt es sich um eine Stagflation. Was dies für die Wirtschaft bedeuten kann, erfahren Sie hier.
Das Wort Stagflation setzt sich aus den beiden Begriffen Inflation und Stagnation zusammen. Es bezeichnet eine ökonomische Lage, in der drei negative Faktoren gleichzeitig auftreten: hohe Inflation, hohe Arbeitslosigkeit und stagnierendes oder sehr geringes Wirtschaftswachstum. Diese Kombination ist besonders problematisch, weil die üblichen wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Bekämpfung von Inflation – z. B. Zinserhöhungen – oft die Arbeitslosigkeit verschärfen. Stagflation stellt somit eine Herausforderung für die Wirtschaftspolitik dar, da traditionelle Instrumente der Nachfrage- und Angebotssteuerung nicht wirken wie sie sollen.
Damit eine Stagflation eintritt, müssen mehrere Faktoren gegeben sein. So verschärfen z. B. strukturelle Probleme der Wirtschaft das Risiko. Hierzu gehören ein ineffizienter Arbeitsmarkt und fehlende Innovationskraft. Fehler in der Geldpolitik sind ebenfalls ein Grund: Zentralbanken können mit ihren Entscheidungen zur Zinspolitik die Inflation verstärken.
Wenn einige oder alle dieser Faktoren gegeben sind, kann ein Angebotsschock die Wirtschaft in eine Stagflation schicken. Dieser Begriff bezeichnet eine plötzliche Kostensteigerung bei wichtigen Rohstoffen wie Öl oder auch bei Grundnahrungsmitteln. Ein Angebotsschock kann dazu führen, dass sich die Produktionskosten in kurzer Zeit stark erhöhen. Das hemmt zusätzlich die Wirtschaftsleistung und verstärkt die Inflation.
Ein Beispiel für solch einen Angebotsschock ist der Beginn des Kriegs Russlands gegen die Ukraine, der die Energiepreise nach oben getrieben hat. Dadurch sind die Produktionskosten gestiegen. Die Unternehmen haben darauf nicht nur mit Preiserhöhungen reagiert, sondern auch versucht, ihre Kosten zu senken, indem sie beispielsweise geplante Investitionen verschoben und ihre Personalkosten verringert haben.
USA: Die beiden Ölkrisen in den Jahren 1973 und 1979 waren die Angebotsschocks, die in Amerika zu einer Stagflation in den 70er-Jahren führten. Begünstigt durch eine hohe Arbeitslosigkeitsrate, Inflation und einem stagnierenden Wirtschaftswachstum setzte die Stagflation ein, als sich die Energiepreise drastisch erhöhten. Zu Beginn der 80er-Jahre führte die strikte Geldpolitik der amerikanischen Zentralbank zum Erfolg in der Bekämpfung der Inflation. Nach einer schweren Rezession konnte sich die Wirtschaft langsam wieder erholen.
Japan: In Japan gab es in den 90er-Jahren eine Phase der Stagflation, die später als „Verlorene Dekade“ bezeichnet wurde. Da die wirtschaftliche Erholung in den frühen 2000er-Jahren nur sehr langsam einsetzte, hat sich inzwischen die Bezeichnung „Zwei verlorene Dekaden“ etabliert. Auslöser war das Platzen einer Spekulationsblase auf dem Immobilien- und Arbeitsmarkt Ende der 80er-Jahre. Die gleichzeitige starke Aufwertung des Yen gegenüber dem amerikanischen Dollar schickte die japanische Wirtschaft in eine Stagflation.
Der beste Schutz vor einer Stagflation ist es, Wirtschaft und Arbeitsmarkt strukturell zu stärken. Denn Stabilität und Innovationskraft erlauben es den Unternehmen, auf weltpolitische und wirtschaftliche Ereignisse flexibel zu reagieren und die Auswirkungen möglichst geringzuhalten. Eine vorausschauende Geldpolitik, sowohl der Zentralbanken als auch der Regierung, ist ebenfalls wichtig. Reagieren die Zentralbanken frühzeitig auf Inflationstendenzen, kann dies helfen, die Wirkung der Inflation abzuschwächen. Gleichzeitig sorgt ein ausgeglichener Staatshaushalt für eine stabile finanzielle Lage und höheres Vertrauen der Wirtschaft.
Die Bekämpfung von mono- und oligopolitischen Strukturen reduziert das Risiko eines Angebotsschocks. Liegt die Marktmacht nicht in einer oder nur wenigen Händen, sinkt die Gefahr von plötzlichen Preissteigerungen, denen Kundinnen und Kunden und Unternehmen gleichermaßen nicht ausweichen können.
Die Bekämpfung einer Stagflation ist nicht einfach und erfordert koordinierte Maßnahmen in Geld-, Fiskal- und Strukturpolitik. Zentralbanken und Regierungen können mit Zinserhöhungen und restriktiver Geldpolitik auf der einen, sowie Konjunkturmaßnahmen wie Infrastrukturprojekten und Steueranreizen auf der anderen Seite gemeinsam die Inflation bekämpfen und gleichzeitig versuchen, das Wirtschaftswachstum zu fördern.
Strukturreformen zur Verbesserung der Arbeitsmarktflexibilität und zur Förderung der Produktivität sind ebenfalls ein entscheidender Faktor. Investitionen in Technik, Bildung und Innovationskraft können langfristig das Wirtschaftswachstum unterstützen. Maßnahmen, die dafür sorgen, dass die Wirtschaft nicht von einer einzigen Energiequelle oder wenigen Energielieferanten abhängig ist, und die dabei helfen, Handelshemmnisse abzubauen, federn Angebotsschocks ab und sorgen für Preisstabilität.
Soziale Schutzmaßnahmen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie können die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit und Inflation auf die Bevölkerung mindern und das Vertrauen in die Wirtschaftspolitik stärken. Eine ausgewogene Kombination dieser Strategien kann dafür sorgen, die negativen Auswirkungen der Stagflation zu reduzieren und eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung zu fördern.
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Es gibt nur wenige, die von einer Stagflation profitieren, da sich diese negativ auf weite Teile der Wirtschaft auswirkt. Personen oder Unternehmen, die in Sachwerte wie Immobilien, Rohstoffe oder andere inflationsgeschützte Anlagen investiert haben, können sich unter Umständen darüber freuen, dass ihre Investitionen ihren Wert behalten oder sogar an Wert zulegen.
Unternehmen, die ein Monopol oder Oligopol auf ihre Produkte haben, können ebenfalls weiter Gewinn machen oder ihn vielleicht sogar steigern. Denn sie können auf die steigenden Kosten mit Preiserhöhungen reagieren, denen die Kundinnen und Kunden nicht ausweichen können. Export-Unternehmen profitieren gegebenenfalls von der Abwertung der nationalen Währung.